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Geschichte der Kirche

Geschichte der Stiftskirche

Die Stiftskirche Geschichte, Architektur und Ausstattung

Die heutige Stiftskirche ist die jüngste von zwei vorherigen Steterburger Kirchen. Der erste bekannte Bau wurde nach Angaben der „Annales Stederburgenses" 1070 durch Bischof Werner von Merseburg geweiht, musste aber nach nur neunzig Jahren wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden.

Der Neubau, dessen Fundament 1160 gelegt wurde, ist unter Propst Gerhard II. 1174 vollendet worden. Innerhalb der umfangreichen Baumaßnahme wurde der alte Kirchturm, dessen Steine vom Bergfried der Stederburg stammten, umgestaltet und an seine Nordseite die kleine Burgkapelle, die Nikolauskapelle, verlegt. Sie wurde 1172 geweiht und ist heute nach zahlreichen Umbauten und Modernisierungen nicht mehr erkennbar der Versammlungsraum des Pfarrhauses.

Als einziger Überrest befindet sich am Nordeingang der an das Pfarrhaus anschließenden Kirche eine romanische Kapitellsäule.  Noch vor 1174 wurde dann von Osten her eine Verbindung zwischen Turm und Kirchenschiff geschaffen. Das sogenannte Ostportal ist heute als offenes Rundbogen-Gewölbe mit romanischen Kalksteinsäulen in das Erdgeschoss des Pfarrhauses integriert. 

Die Steine des Kirchturms, die Kapitellsäule und das Ostportal sind die einzigen noch vorhandenen Überreste der mittelalterlichen Stiftskirche. Nach ihrer Zerstörung im 30-jährigen Krieg wurde die heutige Barockkirche von 1751-1758 nach Entwürfen des Braunschweiger Obristen und Chefs des Ingenieur-Corps Anton Ulrich von Blum neu erbaut. Vorbild war die St.-Trinitatis-Kirche in Wolfenbüttel.  

In ihrem festsaalartigen Innern ist die Stiftskirche durch eine umgängige Empore und im Erdgeschoss durch gipsummantelte korinthische Holzsäulen unterteilt. Im Osten befindet sich der dekorative, nach der Methode des „falschen Marmors" bemalte Holzaltar von 1756.  Zu beiden Seiten des angehobenen Sakramentsbereichs vor dem Altar und getrennt von der Gemeinde besaßen die Stiftsdamen verschließbare Logen als Ausdruck absolutistischen Standesdenkens. 

Unter dem Sakralbereich öffnete sich die alte 1755 ausgehobene Gruft mit einer breiten Treppe zum Mittelschiff. 1882 wurde sie geschlossen, im 2. Weltkrieg zum Luftschutzbunker umgebaut und durch eine Mauer geteilt. Die Särge der Stiftsdamen verbrachte man in den vorderen Teil. Erst 1980 konnte die Gruft durch die Kirchengemeinde Steterburg mit Hilfe der Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig neu gestaltet werden. 

Über dem vermauerten Grufteingang steht der von der Domina Hedwig Maria von Oberg 1674 gestiftete Taufstein im Renaissancestil. Der hohe, reich profilierte Fuß ist achtseitig und abwechselnd mit Engelsköpfen und den Wappenbildern der von Oberg, von Steinberg, von Salder und von Cramm besetzt. Inmitten der salderschen Rose findet sich das Meisterzeichen des Ulrich Wendt. Am vorgewölbten Gesims des Randes ist der Name der Stifterin verewigt: Hedwig Maria v. Oberg domina d.v. S(teter) B(urg) Anno 1674 soli deo gloria. 

Ihre Grabplatte sowie die Grabplatten sechs weiterer Stiftsdamen befinden sich unter der Westempore der Kirche: Äbtissin Hedwig Maria von Oberg (1621 -1694), Anna Katharina Margareta Juliane von Eppe (1664-1700), Anna Maria von Wendessen (1647-1720), Maria Eleonora von Kötzler (1655-1732), eine ehemaligen Hofdame der Herzogin und 40 Jahre lang Äbtissin des Stifts, Dorothea Diede zum Fürstenstein (1671-1747), Charlotte Luise von Münch (1689-1747) und Äbtissin Henriette von Reden (1788-1847). Außen an der Nordwand des Pfarrhauses und neben dem Toreingang zum Stiftsinnenhof ist eine weitere Grabplatte der Stiftsdame Margareta Katharina Götz von Ohlenhausen (gest. 1719) angebracht, sowie im Innenhof an der Außenmauer der Kirche die Grabplatte von Günther Ernst Binnius (1637-1699), dem letzten bürgerlichen Verwalter bzw. Propst des Stifts.  

Das unter der Westempore hängende Ölgemälde aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zeigt die Taufe Christi. Ein weiteres Gemälde aus derselben Zeit ist gegenüber in der Altarwand eingesetzt und stellt das Abendmahl dar. Weder ist bekannt, wann die Gemälde in der Kirche aufgehängt wurden, noch von welchem Künstler sie angefertigt wurden. Beide Bilder entstammen aber derselben Werkstatt und orientieren sich an zwei Bildern des französischen Malers Nicolas Poussin (1593-1665). Das Abendmahlsbild stellt einen Ausschnitt aus Poussins Abendmahlsbild dar, das zweite Bild, die „Taufe Christi" entnimmt alle Begleitfiguren aus Poussins Gemälde „Johannes tauft das Volk".  Die Wahl der Vorbilder überrascht nicht. Poussins europäischer Ruhm war schon damals fest gegründet. Am Braunschweiger Hof wurde er hoch geschätzt. Die Gemälde sind indes nur ein Abglanz der Werke Poussins. Sie vereinfachen und vergröbern die originale Komposition beider Vorbilder mit dem Ziel, Christus stärker hervortreten zu lassen.  

Bis zur Gründung der Kirchengemeinde Steterburg 1938 diente die Kirche den Gottesdiensten der Stiftsdamen. Die zuständige Gemeindekirche für die wenigen Steterburger Einwohner, hauptsächlich Landarbeiterfamilien und Stiftsdienerschaft, war die St.-Georg-Kirche in Thiede.  Bis 1980 trug die Steterburger Stiftskirche den Namen „St. Christopherus und St. Jacobus minor", nach den Schutzheiligen des mittelalterlichen Klosters.

Von 1984 bis 1986 wurde eine Innenrenovierung vorgenommen, die den Einbau einer neuen Fußbodenheizung, einen neuen Fußboden und eine neue Ausmalung beinhaltete. 1999 fand mit der Wiedereinweihung der Sonnenuhr an der Südseite der Stiftskirche die Fassadenrenovierung der Stiftsgebäude ihren Abschluss. Durch sie erhielt auch die Stiftskirche ihren heutigen Anstrich in den Farben der Originalbemalung. 

Stift und Stiftskirche bilden ein symmetrisch aufeinanderbezogenes Ensemble, das die Widmung des Stifts als religiöse Institution betonte. Zeremonieller Ausdruck dieses Anspruchs war die feierliche kirchliche Einkleidung einer jeden neu eintretenden Stiftsdame.

Margot Ruhlender

Orgel

Über der Westempore der Kirche befindet sich die Orgel.

Die erste Orgel erhielt die jetzige Kirche 1767/68, den Prospekt hatte der Braunschweiger Bildhauer Oden entworfen. Die Orgel wurde von dem Wolfenbütteler Hoforgelbauer Johann Christoph Hüsemann erbaut, mit der Bemalung wurde der Hofmaler Heinrich Christoph Piccart beauftragt. Die über der Westempore aufgestellte Orgel wurde am 19. Februar 1769 durch den Organisten Broyer abgenommen. Diese später unter Denkmalschutz gestellte Orgel hatte 18 Register. 1965 beschloss das Landeskirchenamt einen Neubau der Orgel, wobei die historische Pfeifenansicht erhalten blieb. Die neue Orgel nach dem historischen Vorbild von 1890 konnte 1976 eingeweiht werden. Sie hat 17 Register mit insgesamt 1072 Pfeifen.

Quelle: Wikipedia